Bericht von der 13. Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT), 14. – 17. September 2003 in Bad Blankenburg in Thüringen. Helmut Burkhardt zum 65. Geburtstag gewidmet. Hrsg. Rolf Hille und Herbert H. Klement. Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 2004. ISBN 3-417-29483-5, ca. 380 Seiten, 14,90 Euro (D).
Selten ist die unmittelbare Relevanz theologischer Fragen für die Öffentlichkeit so deutlich wie beim Thema der Anthropologie. Gerade in jüngster Zeit sind im Zusammenhang mit der Diskussion um Gentechnologie anthropologische Fragen in der politischen Diskussion mit neuer Schärfe aufgebrochen. So skizzierte Rudolf Weth die Position führender angelsächsischer Bioethiker so: „Die Annahme einer Menschenwürde… ist ein jüdisch-christliches, anthropozentristisches und ‚speziezistisches‘ Vorurteil. Demgegenüber geht ein vorurteilsfreies, natur- und biowissenschaftliches Denken davon aus, dass dem Menschen keine Vorrangstellung in der Kette alles Lebendigen zukommt, dass also menschliches Leben – wie alles durch Evolution entstandene Leben – grundsätzlich ohne Würde und Wert ist“. Angesichts solcher Einschätzungen steht die Frage einer theologisch bestimmten Anthropologie unmittelbar auf der Tagesordnung. Diesem Anliegen hat sich die dreizehnte Theologische Studienkonferenz des Arbeitskreises für Evangelikale Theologie (AfeT) vom 14. bis zum 17. September 2003 in Bad Blankenburg gewidmet.
Die Frage nach dem, was einen Menschen ausmacht, ist dabei nicht neu. Im Laufe der Geschichte wurden viele Antworten gegeben. Jeder, der sich mit dem Menschen befasst oder über den Menschen forscht, hat auch Vorstellungen davon, wie richtiges, gutes, erfülltes Menschsein aussieht. Dazu kommen Analysen, warum viele Menschen dieses Ziel nicht erreichen, und entsprechende Therapien, die ihnen zur Erfüllung des Lebens helfen sollen. Mediziner, Pädagogen, Soziologen, Psychologen, Ökonomen, Journalisten, Literaten, Politiker, Philosophen, Künstler – sie alle erarbeiten Leitideen vom Menschen, meist mit unterschiedlichen und konkurrierenden Idealen. Nicht selten sind die Vorstellungen über den Menschen von politischen und wirtschaftlichen Interessen bestimmt. Kaum ein Bereich ist so ideologieanfällig wie die Anthropologie.
Die Studienkonferenz hat versucht, einen spezifisch biblisch-theologischen Beitrag zum Thema zu leisten. Bei der Tagung stand die Frage nach dem Gottesbezug des Menschen deshalb in allen Referaten und Seminaren an zentraler Stelle. Im vorliegenden Berichtsband werden die in den Plenarreferaten und Seminaren diskutierten Themen in sechzehn Beiträgen einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An den Anfang gestellt sind die biblisch-theologischen (J. van Oorschot, H.H. Klement, W. Hilbrands, S. Fischer, J. Buchegger) und systematischen (R. Hille, E. Hahn, C. Herrmann, T. Jeromin) Referate. In einem zweiten Teil geht es um Brennpunkte der Lebenspraxis und der Ethik (P. Zimmerling, E. Schockenhoff, J. Spieß, W. Faix, B. Brandl, H.-J. Peters) und die drei während der Konferenz gehaltenen Bibelarbeiten zum Thema von E. Hagedorn.
In großer Dankbarkeit widmet der „Arbeitskreis für evangelikale Theologie“ (AfeT) diesen Konferenzband Pfarrer Dr. Helmut Burkhardt zum 65. Geburtstag. Helmut Burkhardt hat sich im Anschluss an den Weltkongress für Evangelisation in Lausanne 1974 und die Konstituierung der europäischen Fellowship of Evangelical Theologians (FEET) 1976 für die Gründung des AfeT durch die Deutsche Evangelische Allianz eingesetzt. Als erster Vorsitzender hat er die Arbeit des AfeT von 1977 bis 1993 geleitet. Aus dem damals kleinen Pflänzchen ist mittlerweile ein beachtlicher Baum mit einem tragfähigen Mitgliederstamm und vielen Arbeitszweigen hervorgegangen: dreizehn theologische Studienkonferenzen wurden durchgeführt, über fünfzig Forschungsstipendien vergeben, eine große Zahl wissenschaftlicher theologischer Bücher konnte durch Druckkostenzuschüsse unterstützt werden. Seit 1987 wird jährlich der Johann-Tobias-Beck-Preis verliehen, der vor allem jüngere Theologen anregen und ermutigen soll, an der Erneuerung der Theologie auf der Grundlage der Heiligen Schrift mitzuwirken. Hinzu kommen das Jahrbuch für evangelikale Theologie, die Kolloquien für Habilitanden und Doktoranden und die Facharbeitsgruppen in den verschiedenen theologischen Disziplinen, die ebenfalls mit ihren Ergebnissen durch Studien- und Fachbücher an die Öffentlichkeit getreten sind.
All diese Aktivitäten des AfeT gehen ganz wesentlich auf Initiativen von Helmut Burkhardt zurück, der die Zusammenarbeit evangelikaler Theologen durch sechzehn Jahre hindurch nachhaltig entwickelt und geprägt hat. Helmut Burkhardts Leitgedanke „Theologie als Dienst für Jesus“ umschreibt sehr gut das zentrale Anliegen des AfeT. Es geht nicht um individuelle Selbstdarstellung von Theologen, sondern eine Dienstgemeinschaft für Christus und seine Gemeinde. Deshalb trat Helmut Burkhardt auch nachdrücklich dafür ein, den AfeT als Zusammenschluss von Theologen der Deutschen Evangelischen Allianz zuzuordnen. Er machte damit deutlich, dass die Evangelische Allianz als Gebets-, Evangelisations- und Bibelbewegung dringend der Fundierung in theologischer Forschung und Lehre bedarf.
Am Ende des Berichtsbandes findet sich ein von Werner Neuer erstellter kurzer Lebenslauf und eine umfassende Bibliographie des Jubilars.