Neues Jahrbuch ist erschienen

Heinz-Werner Neudorfer

Der nun vorliegende 13. Jahrgang des „Jahrbuchs für evangelikale Theologie“ belegt erneut das große Gewicht, das die Auslegung der Heiligen Schrift für evangelikale Theologen hat. Exegetische Beiträge im weitesten Sinne bestimmen das Bild. Interessant ist aber auch die Internationalität, die diesem Band das Gesicht gibt.

Der Schweizer Theologe Beat Weber befasst sich mit „Lob und Klage in den Psalmen“ und schlägt gleich auch die Brücke zu gegenwärtigen Fragestellungen, indem er seine Ergebnisse mit heutiger Gebets- und Gottesdienstpraxis in Beziehung setzt. Beides, Lob wie Klage, wurde in vielen Gemeinden in der protestantischen Welt lange zurückgedrängt, tritt seit einigen Jahren aber (das Lob vor allem in charismatischen Kreisen, die Klage besonders dort, wo Seelsorge und Psychologie große Beachtung finden) wieder in den Vordergrund des Interesses. Der Schweizer „Arbeitskreis für biblisch erneuerte Theologie“ und seine deutsche „Schwester“, der „Arbeitskreis für evangelikale Theologie“, stehen ja seit langem gemeinsam hinter JETh. Es ist deshalb besonders erfreulich, dass nun auch wieder ein Schweizer Beitrag veröffentlicht werden kann.

Ebenfalls zum Alten Testament äussert sich der an der Evangelischen Theologischen Faculteit im belgischen Leuven lehrende Niederländer H.J.Koorevaar. Sein Aufsatz beschäftigt sich mit dem für viele Wissenschaftler längst erledigten, aber doch eines erneuten und nüchternen Nachdenkens werten Hintergrund des Danielbuchs: „Beltschazzars Sprache: Der Wechsel von Hebräisch zu Aramäisch im Buch Daniel“. Die hier vorgelegten Ausführungen sollen im nächsten „Jahrbuch“ ihre Fortsetzung finden.

Der dritte nicht in Deutschland entstandene Beitrag, den wir als gekürzte Fassung einer amerikanischen Veröffentlichung wiedergeben, ist zugleich durch sein Thema brisant: Mark Noll hat (zusammen mit anderen) den Versuch einer Standortbestimmung heutiger evangelikaler Theologie in Amerika gemacht. Der Zusatz „in Amerika“ ist insofern wichtig, als eine unmittelbare Übertragung auf deutsche oder auch nur europäische Verhältnisse ein schiefes Bild ergeben würde. Kenner wissen, dass die Verhältnisse zu beiden Seiten des Atlantiks nicht einfach miteinander verglichen werden können. Interessant ist er aber wegen der Tendenzen, die Noll in USA beobachtet, und brisant, weil er sehr selbstkritisch offen legt, was nach seiner Auffassung in der evangelikalen Theologie Amerikas im Argen liegt. Insofern kann der Beitrag zu nüchterner Selbstbetrachtung anregen und auf Bewegungen aufmerksam machen, die bei uns vielleicht noch im Frühstadium abgefangen werden könnten.

Nun aber zu den deutschen Beiträgen: Auch in dieser Ausgabe des JETh dokumentieren wir die (in diesem Fall beiden) Vorträge, welche die Träger des „Johann-Tobias-Beck-Preises“ 1998 bei der Verleihung in Giessen gehalten haben. Wilfrid Haubeck sprach über „Gottes Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit des Menschen“, Heinrich von Siebenthal über die hermeneutisch wichtige Stelle 2Tim 3,16. Beide erhielten den Preis für ihre Arbeit am „Sprachlichen Schlüssel zum Neuen Testament“. August Strobel schliesslich, der frühere Neuendettelsauer Neutestamentler, der dann viele Jahre in Israel gearbeitet hat, schreibt über „Die gemeinsame Kalenderbasis von Qumran und Heliopolis“.

Auch dieser Band enthält wieder eine Fülle von Rezensionen zu Büchern vor allem evangelikaler Provenienz, nach Disziplinen geordnet, sodass sich Leserinnen und Leser ein Bild über in den letzten Jahren erschienene Veröffentlichungen machen können.

Jahrbuch für evangelikale Theologie (JETh) 13. Jahrgang 1999. Hg. i.A. des AfeT (D) und der AfbeT (CH) von Rolf Hille, Reinhard Frische, Heinz-Werner Neudorfer und Helge Stadelmann. Theologische Verlagsgemeinschaft (TVG) R.Brockhaus und Brunnen, 1999. DM 29,–.

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen - ETM 5/2 (1999)
Herausgeber: AfeT - Arbeitskreis für evangelikale Theologie


23.12.1999
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